Als jemand, die täglich mit Wänden, Decken und Raumlösungen arbeitet, bekomme ich oft die Frage gestellt: Wann ist eine Gipskartontrennwand die bessere Wahl als eine klassische Mauer? Die Antwort hängt von vielen Faktoren ab – von Nutzung, Budget, Zeitrahmen, Akustik- und Brandschutzanforderungen bis hin zu ästhetischen Vorstellungen. In diesem Beitrag erkläre ich aus der Praxis, welche Kriterien ich bei der Entscheidung heranziehe und wann ich zu einer Gipskartontrennwand rate.
Flexibilität und Geschwindigkeit der Ausführung
Ein entscheidender Vorteil von Gipskartontrennwänden ist die Geschwindigkeit: Eine Wand aus Metalständerwerk und Gipskarton lässt sich deutlich schneller aufbauen als eine gemauerte Wand. Besonders bei Renovierungen oder wenn Räume kurzfristig verändert werden sollen, ist das ein starkes Argument. Ich habe schon häufig Projekte erlebt, bei denen innerhalb eines Tages ein Raum neu unterteilt wurde – das ist mit Mauerwerk kaum möglich.
Gipskarton ist außerdem flexibel: Leicht zu demontieren oder zu verschieben. Für Mietwohnungen, temporäre Bürolösungen oder Ausstellungsflächen ist das ideal.
Gewicht und Belastbarkeit
Eine Mauer bietet höhere Tragfähigkeit und Massivität. Wenn eine Wand schwere Lasten tragen muss (z. B. ein Kamin, eingebaute Regale mit viel Gewicht oder tragende Bauteile), empfehle ich Mauerwerk oder eine verstärkte Konstruktion. Bei Gipskartontrennwänden lässt sich zwar mit verstärkten Ständerwerken, zusätzlichen Holz- oder Stahllatten und speziellen Befestigungen viel erreichen, jedoch sind die Grenzen vorhanden.
Schall- und Wärmeschutz
Viele Kunden fragen nach Schallschutz. Eine einlagige Gipskartonwand bietet nur begrenzten Schallschutz. Durch Mehrfachbeplankung, Dämmmaterial im Ständerwerk (z. B. Mineralwolle wie Rockwool oder Knauf Insulation) und entkoppelte Unterkonstruktionen lassen sich jedoch sehr gute Werte erzielen, die für Wohn- und Bürobereiche oft ausreichend sind.
| Eigenschaft | Gipskartontrennwand | Mauer |
|---|---|---|
| Aufbauzeit | kurz (Tage) | länger (Tage bis Wochen) |
| Gewicht | gering | hoch |
| Schallschutz | variabel (durch Maßnahmen sehr gut) | grundsätzlich sehr gut |
| Brandschutz | gut (bei richtiger Beplankung und Systemen) | sehr gut |
| Flexibilität | hoch | gering |
Brandschutz
Gipskartonplatten sind von Natur aus feuerhemmend dank des gebundenen Kristallwassers im Gipskern. Mit geeigneten, zertifizierten Systemen (z. B. doppelte Beplankung mit GKF-Platten oder speziellen Brandschutzplatten von Herstellern wie Knauf Fireboard oder Fermacell) lassen sich hohe Feuerwiderstandsklassen erreichen. Wichtig ist hier die fachgerechte Ausführung: Fugen, Durchdringungen (Leitungen, Rohre) und Anschlüsse müssen korrekt ausgeführt und verschlossen werden, damit die gewünschte Brandschutzklasse gehalten wird.
Kostenüberblick
In vielen Fällen ist eine Gipskartontrennwand kostengünstiger als eine gemauerte Wand, insbesondere wenn man Arbeitszeit und Trocknungszeiten berücksichtigt. Materialkosten variieren je nach System (Standard-Gipskarton, feuchtraumgeeignete Platten, Brandschutzplatten oder Schallschutzplatten). Meine Faustregel: Für einfache Trennwände sind die Kosten pro Quadratmeter tendenziell niedriger; für hochwertige Schall- und Brandschutzlösungen können die Preise jedoch ansteigen und sich der Unterschied zur Mauer verringern.
Ästhetik und Oberflächen
Gipskarton bietet glatte, ebene Flächen, die sich hervorragend zum Tapezieren, Streichen oder Verputzen eignen. Für filigrane Details, abgehängte Deckenlösungen oder integrierte Beleuchtung ist Gipskarton oft die bessere Wahl. Für einen roh-sichtbaren, rustikalen Look ist Mauerwerk die Option.
Praktische Einsatzfälle, in denen ich Gipskartontrennwände empfehle
Wann eher zur Mauer raten?
Ich empfehle Mauerwerk in folgenden Fällen:
Einbau und Anschluss – meine wichtigen Tipps
Bei der Ausführung einer Gipskartontrennwand achte ich besonders auf:
Materialempfehlungen aus der Praxis
Ich arbeite häufig mit bewährten Systemen von Herstellern wie Knauf, Saint-Gobain (Rigips) und Fermacell. Für Dämmung nutze ich Mineralwolle von Rockwool oder Knauf Insulation. Bei besonderen Schallschutzanforderungen setze ich auf spezielle Akustikplatten oder Mass-Loaded Vinyl in Kombination mit entkoppelten Profilen.
Beispiele aus Projekten
In einem Projekt für ein Homeoffice habe ich eine Trennwand mit doppellagiger Gipskartonbeplankung und 100 mm Mineralwolle im Ständerwerk installiert. Die Lösung war innerhalb von zwei Tagen aufgebaut und erfüllte die Schallschutzanforderungen des Kunden für Telefonkonferenzen. In einem anderen Fall wurde in einem Altbau eine leichte Trennwand gewählt, um die Bausubstanz zu schonen – hier war das geringe Gewicht entscheidend.
Wenn Sie unsicher sind, welche Lösung für Ihr Projekt passt, biete ich gerne eine Vor-Ort-Einschätzung an. Dabei messe ich die Anforderungen, schaue mir vorhandene Anschlüsse und statische Gegebenheiten an und empfehle die wirtschaftlichste und technisch beste Lösung – sei es eine Gipskartontrennwand oder doch eine Mauer.