Trockenbau

Welche Brandschutzanforderungen Ihr Trockenbau erfüllen muss (einfach erklärt)

Welche Brandschutzanforderungen Ihr Trockenbau erfüllen muss (einfach erklärt)

Brandschutz im Trockenbau ist eines der Themen, die ich bei jedem Projekt von Anfang an anspreche. Oft höre ich Sätze wie „Wir dachten, das regelt der Architekt“ oder „Feuer? Das ist doch Sache der Feuerwehr“ – dabei entscheidet die richtige Konstruktion schon in der Planungsphase darüber, ob ein Brand sich ausbreitet oder rechtzeitig begrenzt werden kann. Ich erkläre hier einfach und praxisnah, welche Anforderungen Ihr Trockenbau erfüllen muss und worauf Sie als Bauherr oder Planer achten sollten.

Warum Brandschutz im Trockenbau so wichtig ist

Trockenbausysteme sind in modernen Gebäuden allgegenwärtig: Trennwände, abgehängte Decken, Installationskanäle, Schächte und Wandverkleidungen. Diese Systeme beeinflussen Fluchtwege, Rauchdichtigkeit und Brandwiderstand von Bauteilen. Ich habe auf Baustellen gesehen, wie schnell eine schlecht ausgeführte Brandschutzlösung Folgen auf andere Gewerke, Termine und Kosten hat – aber vor allem auf die Sicherheit der Nutzer.

Welche Normen und Richtlinien gelten?

In Deutschland sind zwei Regelwerke besonders relevant:

  • DIN 4102 – klassisch, behandelt Brandschutz nach Baustoffklassen (z. B. B1 „schwerentflammbar“)
  • EN 13501-1 – europaweite Einteilung nach Euroklassen A1 bis F
  • Zusätzlich gelten die Musterbauordnung (MBO) bzw. die jeweiligen Landesbauordnungen (LBO) sowie die einschlägigen technischen Baubestimmungen (z. B. Garagenverordnungen, Sonderbauten). Bei komplexen Projekten ist gelegentlich ein Brandschutzgutachten oder die Abstimmung mit dem Brandschutzbeauftragten notwendig.

    Häufig geforderte Begriffe – kurz erklärt

    Damit Sie die Fachsprache besser einordnen können, erkläre ich die wichtigsten Begriffe:

  • Feuerwiderstand (F/REI) – z. B. F30, F60 oder F90: die Zeit in Minuten, die ein Bauteil seinen Aufgaben (Tragfähigkeit, Raumabschluss, Wärmedämmung) im Brandfall erfüllt.
  • Rauchdichtheit – besonders relevant bei Türen, Tunneln oder Treppenräumen; Rauch ist die wichtigste Todesursache bei Bränden.
  • Feuerschutzabschottung – Abdichtung von Rohr- und Kabeldurchführungen, z. B. mit intumeszierenden Massen oder Systemplatten.
  • Baustoffklasse – Brennbarkeit nach Euroklassen (A1, A2, B ...), wichtig bei der Auswahl von Gipskartonplatten, Dämmstoffen und Unterkonstruktionen.
  • Typische Anforderungen an Trockenbaukonstruktionen

    In der Praxis begegnen mir immer wieder ähnliche Anforderungen. Hier ein Überblick, was häufig verlangt wird:

  • Trennwände mit Feuerwiderstand F30 / F60 (z. B. zwischen Wohnungen oder Brandabschnitten).
  • Deckenbekleidungen mit F30 oder F90, insbesondere in Fluren, Treppenräumen und Rettungswegen.
  • Brandschutzverkleidungen für Stützen oder Stahlträger – häufig mit speziellen Brandschutzplatten.
  • Abschottungen von Installationsschächten und Durchbrüchen (Rauch- und Brandschutz).
  • Feuerschutztüren und -abschlüsse mit entsprechender Klassifizierung und selbstschließender Mechanik.
  • Materialwahl: Was verwende ich gern und warum

    Bei der Materialauswahl achte ich nicht nur auf die Feuerwiderstandsklasse, sondern auch auf Verarbeitungssicherheit und Verfügbarkeit. Bewährte Produkte und Hersteller, die ich oft verwende:

  • Gipskartonplatten (z. B. Knauf Fireboard, Rigips RF): gute Feuerwiderstandwerte, bewährte Systemlösungen für Wand und Decke.
  • Gipsfaserplatten (z. B. Fermacell): sehr robust und oft verwendet bei höheren Anforderungen an Brandschutz und Traglast.
  • Brandschutzdämmung (z. B. Mineralwolle von Rockwool oder Paroc): schwer entflammbar und ideal zur Dämmung in Brandabschnitten.
  • Brandschutzbeschichtungen und intumeszierende Dichtungen (z. B. Promat, Hilti): wichtig zur Abschottung von Leitungsdurchführungen und als Schutz für Stahlbauteile.
  • Praxis: Wie ich ein brandschutzkonformes System plane

    Meine Vorgehensweise ist pragmatisch und systematisch:

  • Frühzeitige Abstimmung: Bereits in der Ausschreibung kläre ich, welche Feuerwiderstandsklassen nötig sind (z. B. F30 für Trennwände, F90 für Decken in speziellen Bereichen).
  • Systemauswahl: Ich nutze geprüfte Systemaufbauten mit Zulassung (z. B. Brandschutzwände mit spezifizierten Platten und Profilen), statt „frei erfundener“ Kombinationen.
  • Abschottungen planen: Jede Leitungs- oder Rohrdurchführung wird dokumentiert und mit geprüften Abschottungsmaterialien geplant (Brandschutzmanschetten, Massen, Platten).
  • Koordination: Ich arbeite eng mit Elektrikern, SHK und dem Architekten zusammen, damit Durchbrüche nicht zu spät erfolgen und die Abschottungen im Bautakt berücksichtigt werden.
  • Typischer Fehler, den ich häufig sehe

    Der größte Fehler ist die Unterschätzung der Durchführungen. Kabelbündel durch eine Brandschutzwand ohne geprüfte Abschottung zerstören schnell die Wirksamkeit einer F90-Wand. Ein weiterer Fehler ist die falsche Befestigung von Brandschutzplatten oder die Verwendung ungeeigneter Dämmstoffe – das führt später zu Nacharbeiten und Genehmigungsproblemen.

    Konkrete Maßnahmen auf der Baustelle

    Was ich konkret umsetze, um Brandschutz sicherzustellen:

  • Verwendung von geprüften Plattenaufbauten mit Nachweisen (zertifizierte Herstellerdokumentation).
  • Abschottung mit intumeszierenden oder nicht-brennbaren Dichtstoffen an jedem Durchgang.
  • Dokumentation aller Brandschutzmaßnahmen im Bautagebuch und Übergabe der Unterlagen an den Bauherrn.
  • Sorgfältige Montage von Feuerschutztüren inklusive Band- und Falzbeschlägen sowie selbstschließenden Geräten.
  • Kurze Orientierungstabelle: Häufige Bauteile und typische Anforderungen

    BauteilTypische AnforderungMaterial/Beispiel
    Wohnungs- / Brandwände F30 – F90 2x Gipskarton RF auf Metallständer, Mineralwolle
    Abgehängte Decke in Fluren F30 / Rauchschutz Brandschutzdeckensysteme, z. B. Knauf AMF
    Installationsschacht Rauch- und Brandschutzabschottung Brandschutzmanschetten, intumeszierende Massen
    Stahlträgerverkleidung F30 – F90 je nach Vorgabe Brandschutzplatten, Brandschutzbeschichtung

    Wann ein Brandschutzgutachten oder Brandschutzbeauftragter nötig ist

    Bei Sonderbauten (Krankenhäuser, Schulen, Hochhäuser) oder bei Umbauten, die die Rettungswege beeinflussen, empfehle ich klar die Einbindung eines Brandschutzingenieurs. Für normale Wohnungsbauten reichen meist die Regelwerke und geprüfte Systeme – aber die Verantwortung für die Einhaltung liegt am Ende in der Planung.

    Wenn Sie möchten, schaue ich mir gern Ihre Pläne an und prüfe die vorgesehenen Systemaufbauten auf Brandschutzkonformität. Oft lassen sich mit kleinen Anpassungen große Risiken vermeiden – und die Kosten für spätere Nachbesserungen bleiben erspart.

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