Wenn ich KundInnen zum Thema Homeoffice-Schallschutz berate, höre ich oft denselben Satz: „Wir wollen ruhig arbeiten, aber teure Messungen können wir uns nicht leisten.“ Gute Nachricht: Sie brauchen keine Profi-Messtechnik, um die akustische Situation zu verbessern. Mit ein paar einfachen Schritten, Messmethoden mit dem Smartphone und gezielten Maßnahmen lassen sich deutliche Verbesserungen erzielen — oft mit überschaubaren Kosten.
Warum eine grobe Bestandsaufnahme reicht
Bevor man in Dämmstoffe oder Akustikpaneele investiert, ist es wichtig zu wissen, welche Art von Lärm stört. Geht es um Außengeräusche (Verkehr, Nachbarn), um Sprache und Telefonate aus anderen Räumen, oder um Hallprobleme innerhalb des Raums? Eine professionelle Messung gibt zwar präzise Werte, doch für viele typische Homeoffice-Probleme reicht eine systematische Selbsterhebung.
Praktische Selbsterhebung: Was ich empfehle
Ich arbeite gerne nach einer einfachen Reihenfolge. Nehmen Sie sich 30–60 Minuten Zeit und folgen Sie diesen Schritten:
- Raumbegehung: Notieren Sie Türen, Fenster, harte Flächen (Glas, unbedeckte Böden), Möbel und mögliche Schallquellen (Heizung, Lüfter, Straße).
- Hörtest: Setzen Sie sich an den geplanten Arbeitsplatz. Hören Sie 5 Minuten normal, dann 5 Minuten aufmerksam auf einzelne Geräusche. Wann genau stören sie (Telefonkonferenz, konzentriertes Arbeiten)?
- Smartphone-Aufnahme: Nutzen Sie Ihr Smartphone (am besten mit einer externen App wie „Decibel X“ oder „SoundMeter“). Machen Sie kurze Messungen an mehreren Stellen (Arbeitsplatz, gegenüberliegende Wand, nahe Fenster). Die absoluten Werte sind ungenau, aber die Vergleiche helfen: Wo ist es lauter? Wo hallt es?
- Klatschtest für Nachhall: Klatschen Sie einmal laut in die Hände in der Mitte des Raums. Hören Sie ein langes Nachklingen (Hall) oder ist das Klatschen schnell weg? Wenn es nachklingt, haben Sie ein Problem mit der Raumakustik.
- Störgeräusche dokumentieren: Führen Sie über ein paar Tage eine Liste: Uhrzeit, Art des Geräuschs, Dauer und wahrgenommene Lautstärke (z. B. leise, störend, sehr störend).
Verstehen, welche Maßnahmen wirken
Akustik lässt sich in zwei Bereiche aufteilen: Schalldämmung (Luft- und Trittschall von außen oder anderen Räumen) und Schallabsorption (Hall und Nachklang im Raum). Maßnahmen sind unterschiedlich effektiv je nach Problem:
- Schalldämmung reduziert eingehenden Lärm: Türen abdichten, Fenster abdichten/erneuern, zusätzliche Wände oder Trockenbauelemente.
- Schallabsorption reduziert Hall: Akustikpaneele, Teppiche, Vorhänge, Bücherregale und Polstermöbel.
Einfache, kosteneffiziente Maßnahmen
Ich empfehle immer zuerst die Maßnahmen mit dem besten Preis‑/Nutzenverhältnis:
- Dichtung von Türen und Fensterfugen: Einfache Bürstendichtungen und Dichtungsprofile kosten oft nur 10–50 € und dämmen viele tieffrequente Luftgeräusche überraschend gut.
- Schwere Vorhänge: Spezielle Akustikvorhänge oder dichte Thermovorhänge absorbieren hohe Frequenzen und mindern auch Sicht- und Wärmeverlust. Preisrahmen: 50–200 € pro Fenster, je nach Größe und Material.
- Teppiche und Läufer: Wirken gegen Trittschall und reduzieren Hall merklich. Ein 2x3 m Teppich kann den Unterschied zwischen ‚blechern‘ und ‚ruhig‘ ausmachen.
- Möblierung strategisch nutzen: Ein volles Bücherregal an einer reflektierenden Wand ist oft so effektiv wie ein Akustikpanel.
- Akustik-Panels selbst anbringen: Selbstklebende oder mit Haken montierbare Schaumstoff- oder Mineralfaserplatten (z. B. von Auralex, Oton oder deutschen Herstellern wie Baswa) sind ab ~20–50 € pro Panel erhältlich. Platzieren Sie sie in Hörrichtung gegenüber dem Arbeitsplatz und an Reflexionspunkten.
Wo genau platzieren? Meine Faustregeln
Die Positionierung ist entscheidend:
- Reflexionspunkte: Sitzen Sie am Schreibtisch, lassen Sie eine Person mit einem Spiegel entlang der gegenüberliegenden Wand laufen. Wo Sie die Schreibtischkante sehen, ist ein Reflexionspunkt — dort sollte absorbierendes Material sitzen.
- Rückwand: Eine absorbierende Fläche hinter Ihnen reduziert die Reflexionen, die in Meetings und beim Telefonieren stören.
- Decke: Bei sehr halligen Räumen bringen abgehängte Akustik-Deckensegel oder -platten eine große Wirkung.
Praktische Produkte und Materialtipps
Einige Produkte, die sich in meinen Projekten bewährt haben:
- Akustikschaumstoff (Wellen- oder Pyramidenform): Günstig für hohe Frequenzen, gut für Sprecherkabinen oder direkte Reflexionspunkte.
- Mineralfaserplatten (z. B. Rockwool, Knauf Insulation): Besser für mittlere bis tiefe Frequenzen als Schaumstoff, zudem feuerhemmend.
- Akustikvorhänge (z. B. von Silent Gliss oder lokalen Herstellern): Kombination aus Dämmung und Sichtschutz.
- Türdichtungen und Dichtungsbürsten: Sehr effektiv bei Sprachübertragung durch Spalten.
Budgetbeispiele (Orientierungswerte)
| Maßnahme | Typischer Preis | Wirkung |
|---|---|---|
| Türdichtung + Dichtungsprofile | 10–60 € | Reduziert Übertragung durch Spalten |
| Schwere Vorhänge | 50–200 €/Fenster | Reduzieren hohe Frequenzen, wärmeisolierend |
| Teppich 2x3 m | 50–300 € | Reduziert Trittschall und Hall |
| Akustik-Panels (DIY Montage) | 20–100 €/Panel | Gezielte Hallreduktion an Reflexionspunkten |
DIY vs. Fachbetrieb: Wann lohnt sich was?
DIY-Maßnahmen sind ideal für kurzfristige Verbesserungen. Wenn es jedoch um tieffrequente Probleme (z. B. laute Straße, Maschinenlärm, stark übertragener Trittschall) geht, lohnt sich die Beratung eines Fachbetriebs und ggf. eine Messung. Ich selbst biete in solchen Fällen eine Vor-Ort-Begutachtung an — oft lassen sich erste Maßnahmen wie Fensterabdichtung und gezielte Absorption kombinieren, bevor größere Baumaßnahmen geplant werden.
Häufige Fehler, die ich sehe
- Nur an eine Stelle investieren (z. B. teure Panels, aber die Tür bleibt undicht).
- Falsche Materialwahl: Schaumstoff hilft kaum bei tiefen Frequenzen.
- Zu viele kleine, verstreute Maßnahmen ohne Systematik — besser fokussiert an Reflexionspunkten arbeiten.
Wenn Sie möchten, können Sie mir Fotos Ihres Homeoffice und die Ergebnisse Ihrer Smartphone‑Messungen per E‑Mail schicken. Ich schaue mir das an und gebe konkrete Empfehlungen — oft reichen schon drei kleine Änderungen für deutlich höheres Wohlbefinden und bessere Gesprächsqualität in Videokonferenzen.
Weitere Informationen und Beispiele aus der Praxis finden Sie auf meiner Website Bader Trockenbau: https://www.bader-trockenbau.de, Kategorie Akustik. Gerne unterstütze ich Sie bei der Umsetzung — termintreu, mit passenden Materialien und einem Auge fürs Detail.