Dämmung

Welche Dämmmaterialien sind wirklich sinnvoll bei Altbausanierung?

Welche Dämmmaterialien sind wirklich sinnvoll bei Altbausanierung?

Bei einer Altbausanierung stellt sich oft die Frage: Welche Dämmmaterialien sind wirklich sinnvoll? Als Bauleiterin und Inhaberin von Bader Trockenbau habe ich in den letzten Jahren viele Bestandsgebäude gesehen — historische Stadthäuser, Gründerzeitler, aber auch 60er- und 70er-Jahre-Siedlungen. Jedes Gebäude hat seine Eigenheiten, und deshalb gibt es nicht die eine Pauschallösung. In diesem Artikel teile ich meine Erfahrung: welche Materialien sich bewährt haben, worauf ich bei der Auswahl achte und welche Fehler Sie vermeiden sollten.

Worauf kommt es bei Dämmmaterialien im Altbau wirklich an?

Beim Altbau sind drei Hauptfaktoren entscheidend:

  • Feuchtigkeitsverhalten: Altbauten sind oft diffusionsoffen gebaut. Materialien müssen Feuchtigkeit puffern können oder zumindest diffusionsoffen sein, damit keine Schimmelprobleme entstehen.
  • Wärmebrücken und Dämmstärke: Viele Altbauten haben nur begrenzten Platz für Dämmung. Es gilt, mit moderater Dicke möglichst viel Dämmwirkung zu erzielen.
  • Kompatibilität mit Bestandsaufbau: Materialwahl richtet sich nach Wandaufbau, Tragfähigkeit, Denkmalschutz und geplanten Innen-/Außenarbeiten.
  • Bei der praktischen Umsetzung berücksichtige ich immer die hygrothermische Bilanz — also wie ein Material Wärme und Feuchtigkeit transportiert und speichert. Eine falsche Kombination führt oft zu versteckten Schäden.

    Die gängigen Dämmstoffe: Vor- und Nachteile

    Unten finden Sie eine kompakte Übersicht, die ich oft zur Entscheidungsfindung heranziehe.

    Material Stärken Schwächen
    Mineralwolle (Glas-/Steinwolle) Guter Brandschutz, günstiger Preis, einfach zu verarbeiten, gute Dämmwerte begrenzte Feuchtepufferung, bei Durchfeuchtung Verlust der Dämmwirkung, Haut-/Atemschutz bei Verarbeitung
    Holzfaserplatten (z. B. Steico, Gutex) Hygrothermisch ausgeglichen, dampfoffen, guter Wärmespeicher, sehr umweltfreundlich dicker bei gleicher Dämmwirkung, teurer als Mineralwolle
    Zellulose-Einblasdämmung (z. B. Isofloc) sehr gute Hohlraumdämmung, diffusionsoffen, recyceltes Material nicht ideal bei dauerhaft feuchten Hohlräumen, Einbau erfordert Maschinen/Profis
    EPS/PIR/PUR (schaumbasierte Dämmstoffe) hohe Dämmwirkung bei geringer Dicke, leicht oft dampfsperrend, entflammbarer (außer spezielle Varianten), bei Brand problematisch, nicht diffusionsoffen
    Vakuumdämmplatten (VIP) extrem hohe Dämmwirkung bei sehr geringer Dicke teuer, empfindlich gegen Beschädigung, schwierig in der Praxis einzubauen

    Innen- vs. Außendämmung: Was empfehle ich im Altbau?

    Außendämmung (WDVS oder hinterlüftete Fassade) ist oft die beste Lösung, weil sie das Gebäude als Ganzes thermisch saniert und Wärmebrücken reduziert. Bei denkmalgeschützten Fassaden oder bei engen Straßen ist sie jedoch manchmal nicht möglich oder unerwünscht.

    Innenputz- oder Innendämmung ist eine gängige Alternative — sie hat aber Tücken: Die Dämmung verlagert den Taupunkt nach innen, daher ist die Wahl eines diffusionsoffenen Materials (z. B. Holzfaserplatten, Innendämmung mit Lehmputz oder Innendämmungen mit speziellen Kalkputzen) häufig sinnvoll. Ich vermeide starre, dampfsperrende Platten (z. B. ungeschütztes EPS) bei historischen Innenwänden, es sei denn, eine sorgfältige Dampfbremse und Ausführung ist gewährleistet.

    Praktische Empfehlungen nach Anwendungsfall

    Hier einige konkrete Fälle, wie ich in der Praxis entscheide:

  • Außenwanddämmung möglich: WDVS mit Mineralwolle oder EPS für Kostenbewusste; hinterlüftete Holzschalung mit Holzfaserplatten bei Anspruch an Ökologie/Optik.
  • Innenwanddämmung bei denkmalgeschützter Fassade: Holzfaserplatten oder Innendämmung mit Lehmuntergrund. Ich arbeite gerne mit Steico oder Gutex, weil sie zuverlässig sind.
  • Dachdämmung: Für nicht ausgebauten Dachboden oft Zellulose-Einblasdämmung (Isofloc) oder Mineralwolle; für ausgebauten Dachraum Holzfaser- oder Steinwolle zwischen den Sparren.
  • Hohlraum- oder Zwischenraumsanierung: Einblasen von Zellulose oder Mineralwolle je nach Feuchtebedingungen und Zugang.
  • Schimmel und Feuchte — das Hauptproblem im Altbau

    Ich sehe häufig, dass nach einer unpassenden Innendämmung die ersten Schimmelflecken auftreten. Ursache ist meist eine Kombination aus mangelnder Lüftung, falscher Materialwahl und Wärmebrücken. Deshalb:

  • Lassen Sie vor der Sanierung eine hygrothermische Prüfung erstellen (z. B. mit einem Feuchtediagramm oder Software-Berechnung).
  • Bevorzugen Sie diffusionsoffene Materialien in Kombination mit einer kontrollierten Lüftung (z. B. mit Wärmerückgewinnung, wenn möglich).
  • Bei Altmauerwerk mit Salzbelastung sind kapillaraktive Materialien (Zellulose, Holzfaser) oft besser verträglich als geschlossene Schichten.
  • Kosteneffizienz: Was bringt die beste CO2- und Euro-Bilanz?

    Die Investition in Dämmung zahlt sich unterschiedlich schnell aus. Schaumstoffe (PIR/PUR) sparen Platz und bringen schnelle U-Wert-Verbesserungen, sind aber oft schlechter in Sachen Ökobilanz. Holzfaser und Zellulose haben eine deutlich bessere CO2-Bilanz und sind langlebig — die Amortisation über Energieeinsparung ist oft etwas länger, aber ökologisch sinnvoll.

    Ein grober Richtwert zur Dämmstärke: Um von einem ursprünglichen U-Wert von 1,5 W/(m²K) auf 0,3–0,2 W/(m²K) zu kommen, benötigen Sie je nach Material zwischen 120 mm (bei PIR) und 240 mm (bei Holzfaser). Bei Platzmangel sind Vakuumdämmplatten eine Option, kosten aber deutlich mehr und sind anfällig.

    Marken und Produkte, die ich in Projekten oft nutze

  • Isofloc (Zellulose) — gut für Hohlräume und Dachböden.
  • Steico, Gutex (Holzfaser) — ideal für diffusionsoffene Innendämmungen und ökologisches Bauen.
  • Rockwool, Knauf (Mineralwolle) — bewährt für Brandschutz und Dämmung in der Rohbauphase.
  • EPS/XPS/PIR-Produkte von etablierten Herstellern — bei begrenztem Bauraum.
  • Praktische Tipps für Bauherren

  • Investieren Sie in eine fundierte Wärme- und Feuchteanalyse vor der Auswahl.
  • Planen Sie die Dämmung zusammen mit der Haustechnik und Fenstertausch — nur so vermeiden Sie unerwünschte Überraschungen.
  • Achten Sie auf korrekte Anschlussdetails (Fensterlaibungen, Anschluss an Decken, Sockelbereich) — dort entstehen oft Wärmebrücken.
  • Nutzen Sie lokale Förderprogramme — Sanierung wird häufig finanziell unterstützt.
  • Wenn Sie möchten, schaue ich mir Ihr Objekt an und erstelle eine individuelle Empfehlung — inkl. Materialvorschlag, geschätzter Dämmstärke und einer Kosten-Nutzen-Abwägung. Schreiben Sie mir über das Kontaktformular auf unserer Website www.bader-trockenbau.de oder per E‑Mail — ich begleite Sie gern vom Konzept bis zur sauberen Übergabe.

    Sie sollten auch die folgenden Nachrichten lesen:

    Fünf typische Fehler bei Renovierungsprojekten und wie Sie sie mit Checkliste vermeiden

    Fünf typische Fehler bei Renovierungsprojekten und wie Sie sie mit Checkliste vermeiden

    Renovierungen sind aufregend — und gleichzeitig voller Fallstricke. Aus jahrelanger Praxis weiß...

    02. Dec
    So planen Sie schallschutz fürs Homeoffice ohne teure Profi‑Messtechnik

    So planen Sie schallschutz fürs Homeoffice ohne teure Profi‑Messtechnik

    Wenn ich KundInnen zum Thema Homeoffice-Schallschutz berate, höre ich oft denselben Satz: „Wir...

    02. Dec